Die Förderung individueller Mehrsprachigkeit wird sowohl im universitären als auch im schulischen Bildungsbereich immer wieder betont. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, ob und wie litauische Philologiestudierende ihr mehrsprachiges Repertoire als Ressource beim Deutschlernen sehen. Zu diesem Zweck wurde im Frühjahrs- und Herbstsemester 2020 eine Fallstudie unter den Studierenden der Universität Vilnius durchgeführt, die Deutsch als Wahlfach studieren. Das Ziel dieser Untersuchung war herauszufinden, ob den Studierenden die Vorkenntnisse in anderen Sprachen beim Deutschlernen helfen bzw. welchen Nutzen sie im metalinguistischen und im metakognitiven Bereich sehen oder ob sie die Einflüsse der Muttersprache und weiterer Fremdsprachen als Interferenzphänomene betrachten. Nach einem kurzen Überblick über die wichtigsten Konzepte der Mehrsprachigkeitsdidaktik und Modelle des multiplen Sprachenlernens werden im Beitrag die Ergebnisse aus der Analyse der Befragung präsentiert. Die aus der Fallstudie gewonnenen Daten verdeutlichen die Einstellungen der Studierenden gegenüber der Mehrsprachigkeit, ihre sprachlernbezogenen Erfahrungen beim Erwerb des Deutschen, ihre multilingualen Fähigkeiten sowie Sprachbewusstheit.