Über die im 16. und 17. Jahrhundert in Vilnius herausgegebenen Kalender weiß man nicht viel. Am meisten ist über das erste in Vilnius gedruckte Buch, und zwar das „Kleine Reisebuch“ von Pranciškus Skorina (vor 1490-vor 1541), und den darin veröffentlichten Kalender geschrieben worden. Die im 17. Jahrhundert in Vilnius herausgegebenen Kalender sind in keiner Bibliothek Litauens erhalten geblieben. Vollständige Exemplare sind auch in Bibliotheken Polens noch nicht gefunden worden. Informationen darüber finden sich nur in bibliographischen Quellen. Man findet auch manche Hinweise darauf in Werken einiger Historiker. Aus diesem Grund sind keine gründlicheren Untersuchungen vorhanden. In diesem Artikel wird der Versuch unternommen, die spärlichen Angaben und Hinweise zusammenzufassen und zu verallgemeinern. Da mehr Material über das „Kleine Reisebuch“ (1522) von Franziskus Skorina vorhanden ist, wird in dem Artikel der Kalender aus diesem Buch am ausführlichsten besprochen. Dabei wird die Frage erörtert, ob man den Kalender – wie von Ewgenij Nemirowski behauptet wird – als gesonderte Ausgabe betrachten kann. Das Büchlein besteht nämlich aus fünf selbstständigen Teilen, und jeder Teil hat eine separate Paginierung und ein Titelblatt. Außerdem ist kein einziges Exemplar erhalten geblieben, in dem alle fünf Teile zusammen eingebunden wären. Sie wurden wahrscheinlich einzeln verbreitet. Im Artikel werden auch Kalender erwähnt, die in Ausgaben der Druckereien von Mamonitsch und der Bruderschaft des Heiligen Geistes erschienen sind.
Es war der Drucker Jan Karcan, der begann, die Kalender als separate Ausgaben herauszugeben. Aus bibliographischen Quellen sind drei in polnischer Sprache veröffentlichte Kalender bekannt, und zwar zwei von Gabriel Joannicy (um 1565–1613) vorbereitete Katholikenkalender für die Jahre 1606 und 1607 und der von dem deutschen Pfarrer Albin Moller vorbereitete Reformiertenkalender für das Jahr 1606 „Neuer und alter Kalender ...“ (Nowy i Stary Kalendarz ...). Historiker erwähnen außerdem den „Bauernkalender“ (Kalendarz gospodarski, 1640) und den „Polnischen Kalender“ (Kalendarz polski, 1645) sowie den „Katholikenkalender“ (Kalendarz katolicki, 1645) von Kasjan Kalikst Sakowicz.
Auch wenn im 17. Jahrhundert in Vilnius nicht viele Kalender herausgegeben wurden, so erschienen hier doch im 16. und 17. Jahrhundert manche Ausgaben, die sich mit einer Kalenderreform auseinandersetzten und in denen Diskussionen darüber veröffentlicht wurden. Dadurch erhielten Wissenschaftler unterschiedlichen Glaubens einen kräftigen Anstoß. Das waren: „Über die Verbesserung eines Kalenders“ (O poprawie kalendarza, 1582, 1587, 1589) von Stanisław Grodzicki (1541–1613), „Römischer Kalender“ (Calendarium Romanum ... 1637) von Stanisław Myszkowski, „Alter Kalender“ (Kalendarz stary ... 1640) von K. K. Sakowicz, „Wahrheitsgetreuer Kalender der Kirche Christi“ (Kalendarz prawdziwy Cerkwi Christusowej ... 1644) von Jan Dubowicz, „Exegese des Osterfestes“ (Exegesis Festivitatis Paschalis, 1646) von Jakub Stancykiewicz.
Aus diesen Werken erfährt man über die Mannigfaltigkeit von Kalendern und deren Geschichte. Sie zeugen davon, wie schwer sich der neue Kalender durchsetzte. Aus Angaben bibliographischer Quellen kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass im 17. Jahrhundert in Vilnius nicht viele Kalender erschienen sind, aber Andeutungen in Werken mancher Autoren lassen vermuten, dass nicht alles von den bibliographischen Quellen registriert worden ist.
Im 17. Jahrhundert begann man, den so notwendigen Kalender gesondert von Büchern anderer Art (wie etwa Gebetbüchern, Psaltern) der Gesellschaft darzubieten. Das war gleichsam ein Anlauf zum 18. Jahrhundert, das als Jahrhundert der Kalenderreform betrachtet wird. Die Kalender aus diesen Jahrhunderten haben den Boden vorbereitet und bahnten den Weg für den Mitte des 19. Jahrhunderts (1846) erschienenen litauischen Kalender.
Šis kūrinys yra platinamas pagal Kūrybinių bendrijų Priskyrimas 4.0 tarptautinę licenciją.