Kalbotyra ISSN 1392-1517 eISSN 2029-8315
2024 (77) 163–182 DOI: https://doi.org/10.15388/Kalbotyra.2024.77.7
Klaus Geyer
Institut für Kultur- und Sprachwissenschaften
Süddänische Universität in Odense
Campusvej 55
5230 Odense M, Dänemark
E-Mail: klge@sdu.dk
ORCID iD: 0000-0001-7353-6189
Abstract. Der vorliegende Beitrag untersucht das Deutsche in Dänemark in seinen unterschiedlichen sprachökologischen Zusammenhängen. Wesentlich dabei ist, dass das Deutsche eben nicht nur beispielsweise als häufig gelernte und unterrichtete Fremdsprache im Bildungssystem oder als vitale Sprache der deutschen Minderheit in Südjütland betrachtet wird, sondern dass alle diejenigen Bereiche abgehandelt werden, in denen das Deutsche in der dänischen Gesellschaft eine Rolle spielt, was die enorme Bedeutung des Deutschen im dänischen Tourismus und im Wirtschaftsleben generell einschließt. Auf diese Weise kann ein systemischer Gesamtüberblick zur Sprachökologie des Deutschen in Dänemark rekonstruiert werden.
Um die heutigen Gegebenheiten des Deutschen in Dänemark besser verstehen zu können, wird am Ende des Beitrags ein kurzer historischer Abriss zu den jahrhundertelangen intensiven Sprachkontakten Deutsch-Dänisch gegeben.
Schlüsselwörter: Sprachökologie, Deutsch in Dänemark, Bildungssystem, Tourismus, Wirtschaft, deutsche Minderheit
Abstract. This article analyses the German language in Denmark in its various contexts of language ecology. A crucial aspect of this approach is that German is not only considered, for example, as an intensely taught and learned foreign language in the education system or as the vivid language of the German minority in the south of Jutland, but that all those areas in which the German language plays a role in the Danish society are dealt with, thus including the enormous importance of German in Danish tourism and in business and economic life in general. In this way, a systemic overview over the language ecology of German in Denmark can be reconstructed.
For a better understanding of today’s situation of German in Denmark, a brief historical outline of the centuries of intensive language contact between German and Danish is provided at the end of the article.
Keywords: language ecology, German in Denmark, education system, tourism, economy, German minority
_______
Submitted: 18/11/2024. Accepted: 23/12/2024
Copyright © 2024 Klaus Geyer. Published by Vilnius University Press
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License, which permits unrestricted use, distribution, and reproduction in any medium, provided the original author and source are credited.
1 Einleitung
Deutsch als die Sprache des großen Nachbarn im Süden1 spielt in Dänemark in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen eine Rolle. Dazu gehören mindestens (i) das Bildungswesen, (ii) der Tourismus, (iii) Wirtschaftsbeziehungen und Arbeitskraft und (iv) die deutsche Minderheit. Im Folgenden wird jeder dieser vier Bereiche genauer skizziert, um die Ökologie des Deutschen in Dänemark nachzuzeichnen.2 Ein historischer Rückblick auf die intensiven Sprachkontakte zwischen dem Deutschen und dem Dänischen durch die Jahrhunderte rundet den Beitrag ab, bevor eine kurze Schlussbetrachtung angestellt wird.
2 Deutsch im Bildungswesen
Im dänischen Schulsystem spielt Deutsch eine wesentliche Rolle und ist nach Englisch klar die wichtigste Fremdsprache. Auf der Basis der detaillierten Untersuchungen des (dänischen) Nationalen Centers für Fremdsprachen NCFF (NCFF 2023) lässt sich die Situation wie folgt umreißen: Nach der obligatorischen ersten Fremdsprache Englisch, die bereits ab der 1. Klasse unterrichtet wird, muss Deutsch als zweite Fremdsprache ab der 5. Klasse3 an allen folkeskoler (ʻVolksschulen’; die Klassen 1–9 werden in Dänemark gemeinsam unterrichtet) des Landes angeboten werden. Hinzu kommen kann auch Französisch als alternative zweite Fremdsprache; zwischen Deutsch und Französisch besteht eine Wahlpflicht. In den Klassen 5–9 umfasst der Deutschunterricht 390 Unterrichtsstunden, das angestrebte Niveau nach GER ist A2. Die meisten dänischen Schulkinder – über 85 % im Schuljahr 2021/2022 – wählen Deutsch als zweite Fremdsprache, nicht selten mangels einer Alternative. In den letzten Jahren zeichnet sich eine stabile bis leicht steigende Tendenz für die Wahl des Deutschen ab. Der Anteil für die Wahl des Deutschen liegt landesweit, abgesehen von der Hauptstadtregion Kopenhagen mit 68 %, sogar über 90 %. Deutsch ist allerdings aus Gründen, deren Diskussion den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde, kein beliebtes Fach bei den Schüler:innen, es wird als irrelevant wahrgenommen, und der traditionell stark grammatiklastige Unterricht befähige die Schüler:innen nicht zu gelingender Kommunikation (NCFF 2023; Geyer ersch. a., ersch. b.). Darüber hinaus liefert der Deutschunterricht seit Jahren die schlechtesten Noten aller Fächer beim abschließenden Examen in der 9. Klasse (Lund et al. 2023).
Im Gymnasium, das die 11. bis 13. Klasse umfasst und an den allgemeinen und den Handelsgymnasien eine zweite Fremdsprache (neben dem obligatorischen Englischen) vorsieht, wählt etwas mehr als die Hälfte der Schüler:innen Deutsch für weitere zwei (manchmal drei) Jahre, nicht selten, weil es als eine einfachere Option für die wenig beliebte zweite Fremdsprache erscheint mit dem Deutschen aus der folkeskole weiterzumachen als mit einer neuen zweiten Fremdsprache zu beginnen. Die anderen Schüler:innen entscheiden sich vor allem für Spanisch als neue zweite Fremdsprache, die dann allerdings für die vollen drei Gymnasialjahre belegt werden muss. Diese Zahlen gelten für die allgemeinbildenden Gymnasien. In den Handelsgymnasien wird Deutsch von fast 70 % (2021/2022) der Schüler:innen belegt. Der gymnasiale Deutschunterricht soll zum Niveau B1 nach GER führen. An anderen Formen von Gymnasien, z.B. an technischen Gymnasien, spielt Deutsch keine nennenswerte Rolle, da dort eine zweite Fremdsprache nicht obligatorisch ist.
Diese Skizze der Situation des Deutschen in den dänischen Schulen kann einen Eindruck davon vermitteln, welch großes Reservoir an potenziellen Studierenden für Deutsch es im dänischen Bildungssystem gibt. In potenziell keinem anderen Land der Welt dürfte das Reservoir größer sein. Es gelingt den dänischen Universitäten allerdings nur in bescheidenem Umfang, aus diesem Reservoir zu schöpfen. Studiengänge mit Deutsch werden derzeit vor allem an drei Universitäten angeboten: an der Universität Kopenhagen (KU), an der Universität Århus (AU) und an der Süddänischen Universität (SDU). An der Copenhagen Business School (CBS) war es bis zum akademischen Jahr 2024/2025 möglich, in gewissem Umfang Deutsch in den Studiengang Business, Language and Culture zu integrieren. Die Universität Aalborg (AAU) hat im Herbst 2019 die letzten Studierenden für Deutsch aufgenommen. Auf Grund kontinuierlich rückläufiger und zuletzt allzu niedriger Studierendenzahlen wurde dort die Fachrichtung Deutsch geschlossen. Um sich für ein Deutschstudium einschreiben zu können, müssen die Studierenden Deutsch bereits in der Schule, d.h. am Gymnasium belegt haben.
Es gehört fast schon im Herbst jedes Jahres zur dänischen Medienfolklore, wenn die neuen, erneut gefallenen Einschreibezahlen für das Fach Tysk (Germanistik) zugänglich sind, das Lied vom baldigen Aussterben des Studiums des Deutschen, der Sprache des großen südlichen Nachbarlandes und wichtigsten Handelspartners,4 anzustimmen. Dies greift jedoch zu kurz. Sich auf die rein germanistischen Studiengänge zu beschränken, die typischerweise zusammen mit einem weiteren Fach als Nebenfach zur Qualifikation für das Lehramt am dänischen Gymnasium führen, übersieht diejenigen Studiengänge, die Deutsch mit im weiten Sinne wirtschaftsrelevanten Inhalten kombinieren und die insgesamt mehr Studierende als die traditionelle Germanistik zu verzeichnen hatten und haben.
Zahlen aus dem dänischen KOT-System (Den Koordinerede Tilmedling ʻDie koordinierte Anmeldung’, zugänglich via Bildungs- und Forschungsministerium; UFM 2024), das landesweit den Studierenden angebotene und von ihnen akzeptierte Bachelor-Studienplätze verwaltet (nicht jedoch tatsächlich angetretene Studien), zeigen zwar einen deutlichen Rückgang der Studienanfänger:innen in den Deutschstudien insgesamt in den Jahren 2018 bis 2024, jedoch mit großen lokalen Unterschieden, vgl. Tabelle 1 (ohne CBS und AAU; ohne Nebenfachstudierende):5
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
2023 |
2024 |
|
KU (nur Tysk) |
27 |
28 |
34 |
30 |
21 |
28 |
27 |
AU Tysk |
30 |
18 |
29 |
23 |
22 |
18 |
17 |
AU „Wirtschaftsdeutsch“ |
57 |
28 |
53 |
30 |
22 |
28 |
23 |
SDU Tysk |
20 |
14 |
23 |
12 |
10 |
14 |
8 |
SDU „Wirtschaftsdeutsch“ |
53 |
48 |
60 |
49 |
38 |
33 |
32 |
gesamt |
187 |
136 |
199 |
144 |
113 |
119 |
107 |
Tabelle 1. Anzahl der Deutschstudierenden/Studienanfänger:innen an den drei dänischen Universitäten KU, AU und SDU im Zeitraum 2018 bis 2024
Das Nationale Center für Fremdsprachen (NCFF 2023) geht mit seinem Beobachtungszeitraum bis ins Jahr 2013 zurück, in dem dänemarkweit noch 120 Erstsemester allein für das Hauptfach Tysk eingeschrieben waren. Den größten Rückgang hat dabei die KU zu verzeichnen. Die wirtschaftsorientierten Studiengänge sind glücklicherweise nicht ganz so hart von dem Rückgang betroffen. Fakt ist, dass ein Studienabschluss mit soliden (wirtschaftsorientierten) Deutschkenntnissen einer Jobgarantie in Dänemark gleichkommt.
Der Rückgang der letzten Jahre ist verschiedenen Faktoren geschuldet. Hierunter sind zu nennen: eine Umorientierung der Politik weg von dem Ziel, so viele junge Leute wie möglich ein Studium absolvieren zu lassen, hin zu einer Beschränkung von Studienplätzen v.a. in den Geisteswissenschaften; das Sinken der Studierendenzahlen insgesamt aufgrund der demographischen Entwicklung; das rückläufige Interesse für geisteswissenschaftliche Studien, Stichwort gesellschaftliches (und mediales) Humariora-Bashing im Zuge der Propagierung der MINT-Fächer.
Deutsch wird nicht nur an den Universitäten, sondern auch an den dänischen University Colleges studiert, wo die Lehrkräfte für die folkeskole ausgebildet werden. Hier ist Deutsch als Unterrichtsfach wählbar (allerdings mit nur 35 ECTS-Punkten), am Ende des Verlaufs muss eine sogenannte Kompetenzzielprüfung abgelegt werden. In den letzten 7 Jahren wurden durchschnittlich 174 dieser Prüfungen abgelegt, im Jahr 2022 jedoch 201, was eine leicht steigende Tendenz offenbart (NCFF 2023, 23f.).
Die Bundesrepublik Deutschland fördert den schulischen Deutschunterricht in Dänemark durch das Goethe-Institut in Kopenhagen (https://www.goethe.de/ins/dk/de) sowie durch die Aktivitäten in Regie der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA). Die ZfA ist durch eine 2021 neu eingerichtete Fachberatung dauerhaft vor Ort und unterhält 14 PASCH-Schulen6 mit der Möglichkeit, das Deutsche Sprachdiplom zu erwerben (www.pasch-net.de).
Das akademische Deutschlernen wird vor allem durch zwei DAAD-Regellektorate an den Universitäten Kopenhagen und Aarhus (jeweils mit zugehöriger Lehrassistenz; www.daad.de) unterstützt, die im akademischen Jahr 2024/2025 jedoch unbesetzt geblieben sind. Es gibt eine gewisse Unsicherheit bezüglich der künftigen Allokation von DAAD-Ressourcen in Dänemark.
Zum Bildungssystem ist außerdem der diversifizierte und wenig überschaubare Bereich der Abendschulen, vergleichbar den deutschen Volkshochschulen, in zahlreichen Kommunen zu rechnen, repräsentiert durch beispielsweise AOF Arbejdernes Oplysningsforbund Danmark ʻArbeiter-Bildungsverein Dänemark’ (https://aof.dk) oder LOF Liberalt Oplysnings Forbund ʻLiberaler Bildungs Verband’ (https://lof.dk) sowie durch Vereine wie Foreningen Studieskolen ʻVerein Studienschule’ in Kopenhagen (www.studieskolen.dk) mit ihrem Kursangebot, das neben vielem anderen auch die deutsche Sprache und Kultur umfasst. Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Tätigkeit gewerblicher Anbieter wie z.B. Berlitz (www.berlitz.dk), IBL Sprog & Kultur (www.iblsprog.dk) oder International Communication (https://internationalcommunication.dk), die in aller Regel nachträglich einen beruflichen Bedarf an Deutschkenntnissen decken, die im Bildungssystem nicht erworben worden sind.7 Hinzu kommen in Dänemark tätige Unternehmen mit eigenem Sprachkursbetrieb in Deutsch wie z.B. Lidl Danmark. Aus diesen Bereichen liegen keine Lernendenzahlen und nicht einmal Schätzungen vor; dies trifft auch für das private Deutschlernen mittels Sprachlern-Apps wie z.B. Duolingo zu. Die Vielzahl funktionierender Angebote in diesem Bereich lässt jedoch vermuten, dass die Zahlen nicht unerheblich sind.
3 Deutsch im Tourismus
Im Tourismus spielt Deutsch eine herausragende Rolle: Bei knapp 6 Millionen Einwohner:innen zählt Dänemark jährlich mehr als 20 Millionen Übernachtungen durch deutsche Gäste (DST 2024). Dies ist die mit Abstand größte Zahl an Übernachtungen durch ausländische (touristische) Gäste – zum Vergleich: Der dänische Inlandstourismus umfasst gut 31 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Pogarell (2020, 119) spricht ohne weitere Quellenangabe von 10 Mio. deutscher Tourist:innen pro Jahr, eine Schätzung, die etwas hochgegriffen erscheint, da sich rechnerisch nur zwei Übernachtungen pro Gast ergeben würden. Dessen ungeachtet ist die Anzahl markant.
Tabelle 2 verdeutlicht die Verhältnisse für das Jahr 2023. Die Anzahl der deutschen Übernachtungen übersteigt dabei diejenige der nächstfolgenden Länder um den Faktor 10 bis 20:
Land |
Anzahl Übernachtungen |
Deutschland |
20.273.132 |
Norwegen |
1.815.507 |
Niederlande |
1.806.365 |
Schweden |
1.481.851 |
Vereinigtes Königreich |
1.004.477 |
USA |
969.958 |
Tabelle 2. Anzahl der ausländischen touristischen Übernachtungen in Dänemark im Jahr 2023 – häufigste Länder.
Die bevorzugten Urlaubsregionen8 der Deutschen liegen dabei im grenznahen und leicht zu erreichenden südlichen und mittleren Jütland, wie Tabelle 3 zeigt:
Region |
Anzahl Übernachtungen |
Süddänemark |
8.641.632 |
Mitteljütland |
6.137.346 |
Nordjütland |
2.620.382 |
Hauptstadtregion |
1.729.350 |
Seeland |
1.144.421 |
Tabelle 3. Verteilung der deutschen touristischen Übernachtungen auf die dänischen Regionen im Jahr 2023
Nicht eingeschlossen in diese Zahlen sind geschäftliche Reisen sowie private oder touristische Aufenthalte außerhalb von Unterkunftstypen wie Hotel, Ferienhaus und Ferienanlage, d.h. insbesondere über das Unternehmen Airbnb vermittelte sowie Übernachtungen im Privaten.
Ein illustratives Beispiel für die herausragende wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus aus Deutschland ist der Umstand, dass die sehr strikten dänischen Einreisebeschränkungen im Jahr 2020 während der COVID-19-Pandemie, die für alle interpersonellen Kontakte außer Arbeit und den Besuchen engster Familienangehöriger galten, am 15.6.2020 speziell für touristische Einreisen aus Deutschland (und Norwegen und Island, der Vollständigkeit halber) dahingehend gelockert wurden, dass eine Einreise für mindestens sechs Übernachtungen außerhalb Kopenhagens – d.h. für eine typische Ferienhauswoche – erlaubt war, was den Ferienhausvermietungen sehr zu Gute kam; ab dem 27.6.2020 wurde diese Regelung dann auf alle Länder des Schengen-Raumes erweitert (vgl. Geyer 2021).9
Die dänischen Tourismusanbieter haben sich auf die große Zahl der deutschen Gäste gut eingestellt und halten in aller Regel die erforderlichen Informationen nicht nur auf Dänisch und Englisch, sondern eben auch auf Deutsch vor, wie eine erste Übersicht über die Seiten der staatlichen Tourismusorganisation Visitdenmark (www.visitdenmark.dk) bzw. der Untergliederungen VisitX.dk ergab – wobei der Platzhalter X jeweils durch das touristische Ziel zu ersetzen ist: www.visitfyn.dk für Fünen, www.visitodense.dk für Odense, www.visitcopenhagen.dk für Kopenhagen, www.visitjammerbugt.dk für die Jammerbucht usw.
Visitdenmark.dk und alle Unterseiten der Domäne bieten die folgende Sprachenauswahl: Englisch, Dänisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Schwedisch, Norwegisch, Chinesisch. Die regionalen bzw. lokalen VisitX.dk-Seiten beschränken sich auf Englisch, Dänisch und Deutsch, was die Bedeutung des Deutschen für den Tourismus eindrücklich unterstreicht. Visitsonderjylland.dk (Südjütland) bietet zusätzlich Niederländisch an, Visitfyn.dk (Fünen) Chinesisch (vermutlich wegen des chinesischen Tourismus zum Hans-Christian-Andersen-Museum in Odense). Allein www.visitcopenhagen.dk als lokale Seite hält mit Englisch, Dänisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Koreanisch, Norwegisch und Schwedisch ein ähnlich breites Sprachenangebot ähnlich dem von VisitDenmark vor. Bei den Websites individueller Attraktionen außerhalb von VisitX.dk gilt als Faustregel, dass, je weiter östlich sie liegen, desto weniger das Deutsche vorkommt. Als Beispiel mag das Kunstmuseum Lousiana nördlich von Kopenhagen dienen, das sich mit Englisch und Dänisch begnügt. Die Ferienhausregionen an der Nordseeküste hingegen betreiben gleich Webseiten auf Deutsch unter der Toplevel-Domain.de wie z.B. www.vadehavskysten.de (ʻWattenmeerküste’), www.visitvesterhavet.de (ʻVisit Nordsee’) oder www.visitjammerbugten.de (ʻVisit Jammerbucht’).
Eine umfassende Analyse der Sprachpolitiken, die über diese systematischen Einzelbeobachtungen hinausgeht, steht bislang allerdings aus.
4 Deutschsprachige Arbeitskraft und Immigrant:innen
Deutsche Staatsbürger:innen sind eine der größten Immigrationsgruppen in Dänemark. Sie sind jedoch insgesamt wenig sichtbar oder auffällig, weil sie kaum eigene Communities bilden, sondern in der Regel unauffällig in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft integriert sind.
DST (2024) gibt die folgenden Zahlen für Personen in Dänemark an, die keine dänische Staatsangehörigkeit besitzen. Statistisch zusammengefasst werden dabei zwei Gruppen: (i) indvandrere ʻEinwanderer’, d.h. Personen, die nicht in Dänemark geboren sind und die kein Elternteil mit dänischer Staatsbürgerschaft haben, und (ii) efterkommere ʻNachkommen’, die zwar in Dänemark geboren sind, deren Eltern jedoch keine dänische Staatsbürgerschaft besitzen. Tabelle 4 listet die häufigsten Herkunftsländer im dritten Quartal 2024 auf. Deutschland liegt an sechster Position:
Herkunftsland |
Türkei |
Polen |
Ukraine |
Rumänien |
Syrien |
Deutschland |
Irak |
Anzahl |
67.133 |
56.872 |
46.708 |
46.157 |
45.566 |
41.480 |
35.053 |
Tabelle 4. Die wichtigsten Herkunftsländer von Personen in Dänemark, die keine dänische Staatsangehörigkeit besitzen
Zu beachten ist, dass aus dem Herkunftsland (der Staatsbürgerschaft) nicht unbedingt auf die Sprache geschlossen werden kann, wie das Beispiel der Türkei mit ihren zahlreichen ausgewanderten Kurmancî-Kurdisch-Sprecher:innen oder das vielsprachige Rumänien zeigen. Wie robust der Zusammenhang für Deutschland ist, kann nur vermutet werden. Es ist jedoch plausibel anzunehmen, dass unter den deutschen Staatsbürger:innen zumeist Sprecher:innen des Deutschen zu finden sind.
Anders als die anderen großen Gruppen, die überwiegend in den Branchen Reinigung, Handel und Gastgewerbe tätig sind, sind die Deutschen v.a. im kommunikationsintensiven Bildungs- und Gesundheitssystem beschäftigt (DST 2024) und tragen damit wesentlich zum sprachlichen Repertoire dieser Institutionen bei. Eine nicht unwesentliche Rolle spielen aber auch die sogenannten Grenzpendler:innen, d.h. Personen, die in Deutschland wohnen und in Dänemark beschäftigt sind. Im Jahr 2022 belief sich deren Zahl auf 12.237 Personen, davon waren 7.098 in der Region Süddänemark und wiederum 4.903 in Nordschleswig (d.h. grenznah in den vier südlichsten Kommunen in Dänemark) beschäftigt (Regionskontoret 2023).10 Welchen Einfluss die deutsche Sprache, die sowohl die wohnhaften Arbeitskräfte und Immigrant:innen als auch die Grenzpendler:innen nach Dänemark mitbringen, auf die Ökologie des Deutschen in Dänemark hat, ist schwer abzuschätzen. Ohne Zweifel verfügt man durch diese Personengruppen über wesentliche allgemein-deutschsprachige und eben auch fachkommunikative Ressourcen in der dänischen Gesellschaft.
Es gibt für die Deutschen in Dänemark einige relevante Institutionen in Dänemark. Zu nennen sind beispielsweise: die St. Petri-Schule in Kopenhagen (www.sanktpetriskole.dk), eine deutsche Auslandsschule, die auf eine mehrhundertjährige Tradition zurückblicken kann; zur St. Petri-Schule gehört auch die gleichnamige deutsche Kirchengemeinde;11 Dansk-Tysk Selskab, die Dänische-Deutsche Gesellschaft, gegründet 1969 und ebenfalls in Kopenhagen ansässig, die eine ganze Reihe kultureller, literarischer, künstlerischer und anderer Veranstaltungen organisiert; der deutsch-dänische Industrie- und Handelsklub, der seit 1970 die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Dänemark und Deutschland unterstützt; sowie die Kulturgesellschaft in Aarhus, die als ehemaliger Ableger des Goethe-Instituts gelegentlich kulturelle Veranstaltungen ausrichtet.
5 Die deutsche Minderheit
Die deutsche Minderheit in Dänemark ist auf Grund der neuen, ca. 75 km nach Süden verschobenen deutsch-dänischen Grenzziehung durch die Volksabstimmung von 1920 in Folge des Versailler Friedensvertrages entstanden. Nach revisionistischen Tendenzen und den wegen der Nähe nicht unwesentlicher Teile der deutschen Minderheit zu den Ideen des Nazismus schwierigen Folgejahren (vgl. Thaler 2022b) begann sich das Verhältnis zum dänischen Staat und zur Mehrheitsbevölkerung erst seit den Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955 allmählich zu entspannen. Darin ist unter anderem festgeschrieben, dass die Minderheiten nördlich und südlich der deutsch-dänischen Grenze Gesinnungsminderheiten sind, bei denen die individuelle Zugehörigkeit nicht überprüft oder hinterfragt werden darf: „Das Bekenntnis zum deutschen Volkstum und zur deutschen Kultur ist frei und darf von Amts wegen nicht bestritten oder nachgeprüft werden.“ (zit. nach BMI 2023, 29) Gleichzeitig sind die Angehörigen der Minderheiten heute loyale Bürger:innen ihres jeweiligen Staates. Die deutsche Minderheit wird derzeit auf 15.000 Personen geschätzt (Kühl 2022, 155) und ist in den vier südlichsten Kommunen Dänemarks in Jütland, d.h. in Sønderborg/Sonderburg, Tønder/Tondern, Aabenraa/Apenrade und Haderslev/Hadersleben beheimatet. Die deutsche Eigenbezeichnung dieses Gebietes lautet Nordschleswig. Die Bundesrepublik Deutschland ist durch einen eigenen Honorarkonsul in Haderslev/Hadersleben in Südjütland vertreten.
Der dänische Staat hat die deutsche Minderheit in der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen des Europarates von 1992 anerkannt (vgl. Europarat 1992, 2024a, b). Dies sichert eine Reihe von Rechten, die jedoch ohnehin schon durch die Institutionen der Minderheit wahrgenommen werden und wurden. Hallmann (2024) zufolge wünscht sich die Minderheit deutlich mehr Unterstützung seitens des dänischen Staates (vgl. auch Europarat 2023). Zu den wichtigsten Institutionen, die in aller Regel als Vereine organisiert sind, gehören:12
der Bund deutscher Nordschleswiger (BDN) mit Sitz in Aabenraa/Apenrade, der als Dachorganisation für die deutsche Minderheit fungiert (https://bdn.dk).
der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (https://dssv.dk), der insgesamt 19 Kindergärten, 13 Schulen, 1 Gymnasium (in Apenrade) und die Deutsche Nachschule in Tinglev/Tingleff betreibt; im Jahr 2023 besuchten 643 Kinder die Kindergärten, 1553 Schüler:innen die Schulen, davon 194 im Gymnasium in Aabenraa/Apenrade und 112 in der Nachschule in Tinglev/Tingleff (Jahresbericht 2023).
der Verband deutscher Büchereien Nordschleswig (https://buecherei.dk), der mit der Zentralbücherei in Apenrade sieben Büchereien sowie Fahrbüchereien unterhält und darüber hinaus kulturelle Veranstaltungen organisiert.
die Tageszeitung Der Nordschleswiger, die, abgesehen von einer 14täglichen gedruckten Ausgabe, seit 2021 vollständig online erscheint (www.nordschleswiger.dk) und die einzige deutschsprachige Tageszeitung in Skandinavien ist.
die Schleswigsche Partei/Slesvigsk parti (https://schleswigsche-partei.dk), die sich als Regionalpartei auch und besonders für die Belange der deutschen Minderheit einsetzt. Ihre Jugendorganisation Junge Spitzen setzen sich unter anderem für zweisprachige (dänisch-deutsche) Ortsschilder in Nordschleswig ein (vgl. auch Kühl 2022, 164f.).
der Sozialdienst Nordschleswig (https://sozialdienst.dk) mit der Geschäftsstelle in Aabenraa/Apenrade, der vor allem Familien mit den unterschiedlichsten Problemstellungen berät.
die Nordschleswigsche Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (https://kirche.dk/ng) mit fünf Pfarrbezirken, die regelmäßig Gottesdienste auf Deutsch abhält.
verschiedene Sportvereine, z.B. der traditionsreiche Nordschleswigsche Ruder-Verband (https://nrv.dk)
der Landwirtschaftliche Hauptverein Nordschleswig (LHN) (https://lhn.dk) setzt sich für die Interessen seiner Mitglieder im landwirtschaftlich geprägten Nordschleswig ein.
die Bildungsstätte Knivsberg (https://knivsberg) dient als Ort für Seminare und kulturelle Veranstaltungen für viele Institutionen der deutschen Minderheit. Es können bis zu 90 Personen beherbergt werden.
Die Übersicht zeigt, dass die vielfältigen Institutionen der Minderheit ihre Mitglieder in ihren unterschiedlichen Bedürfnissen unterstützen können, wobei die deutsche Sprache stets als eine, in der Regel jedoch nicht als einzige Option für die Kommunikation zur Verfügung steht.
Die sprachliche Situation der deutschen Minderheit ist ohnehin komplex. Die deutsche Sprache besitzt einen hohen Stellenwert als – vielleicht wichtigstes – Identifikationsmerkmal (Tarvet 2021), sie wird in virtuell allen offiziellen Kontexten der Minderheiteninstitutionen verwendet. Dieses Deutsch trägt bei nicht wenigen Mitgliedern der Minderheit Züge einer L2, denn zuhause wird in den Familien zumeist Sønderjysk, die regionale Varietät des Dänischen, oder eben Standarddänisch gesprochen. Die Minderheit stellt sich so auch konsequent als mehrsprachig dar, in der Kindergartenbroschüre des DSSV (wortgleich in der Schulbroschüre, DSSV 2024c) heißt es beispielsweise: „Bei uns wachsen eure Kinder zweisprachig mit Deutsch und Dänisch auf. Ihr seid herzlich willkommen – egal, ob ihr zuhause deutsch oder dänisch sprecht, oder beides.“ (DSSV 2024b, 2) Und der BDN konstatiert: „Wir sprechen zwei Sprachen – manche mit Sønderjysk auch drei.“ (BDN 2024) 81 % der Kinder an den Schulen der Minderheit haben nicht Deutsch als L1 (DSSV 2024c, 15). Durch die Zuwanderung von Deutschen in den Grenzraum, die ganz unterschiedlichen Motivationen geschuldet ist und sich nicht nur auf Arbeitsmigration beschränkt, werden die relativ kleinen lokalen Communities der deutschen Minderheit in ihrer besonderen Mehrsprachigkeit in den letzten Jahren besonders herausgefordert, da die Zugewanderten zunächst weder Dänisch noch Sønderjysk kennen und nur eingeschränkt über soziale Kontakte verfügen. (vgl. Turnowsky 2024)
Die besten verfügbaren und empirisch fundierten Informationen zur sprachlichen Ökologie in Nordschleswig enthält Tarvet (2021), der, basierend auf einer recht kleinen Stichprobe von 32 Personen, die sich der deutschen Minderheit zugehörig fühlen, im Jahr 2017 eine Befragung mit 38 Fragen durchgeführt hat.13 In Kapitel 4 lassen sich unter anderem folgende Daten gewinnen; die jeweiligen deutschsprachigen Frageformulierungen sind dem Anhang 10 bei Tarvet (2021) entnommen:
Auf die Frage 11 „Welche Sprache beherrschen Sie auf einem guten Niveau?“ antworten 97 % Dänisch, 100 % Deutsch und 66 % Sønderjysk; hinzu kommen Nennungen von Englisch, Friesisch und Plattdeutsch. Deutsch wird demnach von allen auf einem guten Niveau beherrscht, Dänisch von fast allen. Diese Lücke mag damit zu tun haben, dass es in den letzten Jahren vermehrt zu einer Einwanderung von Deutschen nach Nordschleswig gekommen ist, die in aller Regel (zunächst) kein Dänisch beherrschen.
Frage 12 „Was ist/sind dein(e) [sic] Muttersprache(n)?“ wird von 31 % mit Dänisch, von 78 % mit Deutsch und von 37 % mit Sønderjysk beantwortet. Auch hier steht das Deutsche stark, Mehrsprachigkeit ist eher die Regel als die Ausnahme.
Für die Fragen 11 und 12 waren Mehrfachnennungen möglich.
Bei der Frage 14 „In welchem Alter fingen Sie an Deutsch zu verwenden?“ geben fast alle (94 %) die Altersspanne 0–5 Jahre an, jeweils 3 % 6–10 oder 11–15 Jahre. Später als mit 15 hat niemand angefangen, Deutsch zu lernen, was die Bedeutung der Kindergärten und Schulen der deutschen Minderheit unterstreicht.
Frage 17 „Glauben Sie, dass Sie sich wie ein Muttersprachler anhören, wenn Sie Deutsch sprechen?“ beantworten 71 % mit „Ja“ und jeweils 13 % mit „Nein“ oder mit „Fast“. Dies ist ein auch in Bezug zum sogenannten Nordschleswigdeutschen (siehe nächster Abschnitt) interessantes Ergebnis.
Bei Frage 18 „In welcher Sprache können Sie sich am besten ausdrücken?“ nennen 31 % Dänisch, 50 % Deutsch, 13 % Sønderjysk und 6 % eine andere Sprache.
Trotz der nach Selbsteinschätzung guten bis sehr guten Sprachkenntnisse im Deutschen herrscht eine gewisse Toleranz, was die Deutschkenntnisse als identitätsstiftend für die Minderheit betrifft, auch wenn das Beherrschen des Deutschen für die Zugehörigkeit zur Minderheit von den meisten erwartet wird. Auf Frage 23B: „Man kann Teil der Minderheit sein, ohne dass man die Sprache sprechen/schreiben kann.“ antworten 3 % „trifft zu“, 16 % „trifft eher zu“, 6 % „teils-teils“, 36 % „trifft eher nicht zu“ und 29 % „trifft nicht zu“ („weiß nicht“ 10 %).
Bei der Frage nach ihrer Identität („trifft zu“ & „trifft eher zu“) geben je 55 % eine dänische oder deutsche Identität an, 32 % eine schleswigsche, 68 % eine südjütische und 80 % eine europäische (Mehrfachnennungen möglich). Die nationalen Identitäten sind in Nordschleswig demnach durchaus vorhanden, aber nicht die vorrangigen. Es überwiegen die regionale und die übernationale Identität.
Diese wenigen Daten illustrieren, wie vielgestaltig die Sprachverhältnisse in Nordschleswig sind. In anderen Diskurszusammenhängen14 wird das Phänomen des Nordschleswigschdeutschen thematisiert, d.h. einer Form des Deutschen, die sich, besonders im Gesprochenen, durch deutlich bemerkbare Sprachkontakterscheinungen mit dem Dänischen auszeichnet.15 Zugleich wird es aber eben nicht als fehlerhaft abgewertet, sondern als durchaus prestigehaltig-regional aufgewertet. Es handelt sich dabei vermutlich eher um eine Menge unterschiedlicher, individuell beobachtbarer Interferenzen als um eine sprachsystematische Erscheinung im Sinne einer Varietät.16 Interessant ist, dass die Schleswigsche Partei, wohl um ihre regionale Identität zu unterstreichen, solche Sprachkontaktphänomene in einer Kampagne „Nordschleswig ist, wo …“ verarbeitet. Beispiele im Wortlaut (SP 2024):
(1) Nordschleswig ist, wo die Hunde gelüftet werden [Wörtl. Übersetzung dän. lufte hunden – Gassi gehen] (vgl. auch Abb. 1)
(2) …, wo die Ziegen aus Gummi sind [Wörtl. Übersetzung von dän. gummiged – Schaufellader]
(3) …, wo das Gras geschlagen wird [Wörtl. Übersetzung von dän. slå græsset – Rasen mähen]
Abbildung 1. Ein nordschleswigdeutscher Bierdeckel der Schleswigschen Partei
Eine Auswertung der Reaktionen auf solche Kampagnen steht aus. Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass im Schuljahr 2023/2024 die Jugendkunstkonsulentin des BDN, Jana Surkus, in einem Projekt, das aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert wird, mit sprachlichen Besonderheiten des Nordschleswigdeutschen in den Schulen der Minderheit mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hat, um letztendlich sogar ein nordschleswigdeutsches GIF-Paket für die Smartphone-Kommunikation zu entwickeln (Mensing 2023).
Einige laut Jana Surkus häufiger zu beobachtenden Beispiele aus dem Material sind in der folgenden Tabelle 5 aufgeführt:
Bereich |
Nordschleswigdeutsch |
Erläuterung |
Kollokationen |
ich bin jetzt mit |
nu er jeg med ʻnun verstehe ich’ |
ich bin ganz einig |
jeg er helt enig ʻich stimme vollständig zu’ |
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Entlehnungen |
abschlappen |
slappe af ʻsich entspannen’ |
ich soll noch handeln |
jeg skal handle ʻich muss noch einkaufen’ |
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Gehstraße |
gågade ʻFußgängerzone’ |
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Terminprüfung |
terminsprøve ʻPrüfungsklausur’ |
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Morphosyntax |
Glückwunsch mit deiner Tochter |
tillykke med din datter ʻGlückwunsch zu deiner Tochter’ |
ich soll los |
jeg skal afsted ʻich muss los’ |
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da bin ich nicht so gut zu |
det er jeg ikke så godt til ʻdarin bin ich nicht so gut’ |
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Lexis |
ich schnupper mal eben deine Schere |
jeg snupper lige din saks ʻich schnappe mir kurz deine Schere’ |
das giʼ ich nicht |
det gider jeg ikke ʻdas mag ich nicht’ |
Tabelle 5. Ausgewählte Nordschleswigsche Sprachkontakterscheinungen
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Verhältnisse für das Nordschleswigdeutsche in Zukunft entwickeln; in jedem Falle ist mehr Forschung erforderlich.
6 Historischer Hintergrund – ein kurzer Abriss
Deutsch und Dänisch sind nicht nur genetisch (westgermanisch – nordgermanisch) eng verwandt und sprachtypologisch sehr ähnlich (vgl. Geyer 2024), sie weisen vor allem durch den engen Sprachkontakt, genauer: den markanten deutschen Einfluss auf das Dänische, viele Gemeinsamkeiten auf. Winge (2021, 221) datiert die frühe Einwanderung von Süd nach Nord bereits auf die Zeit ab 1100, massiv wird der deutsche Einfluss in Gestalt des Mittelniederdeutschen allerdings erst zur Zeit der Hanse bis ca. 1500 „wo [Nieder-]Deutsch als Handels- und Verkehrssprache eine wichtige Rolle spielte“ (Zint-Dyhr 2001, 343). Seit Beginn des 14. Jahrhunderts wird Niederdeutsch auch gleichwertig mit Latein in der Korrespondenz des dänischen Königshauses verwendet, und am Hof besteht neben der dänischen eine deutsche Kanzlei. Niederdeutsch fungiert sogar zeitweise als Gesetzessprache in Übersetzungen der dänischen Landschaftsgesetze, damit die offenbar zahlreichen deutsch sprechenden Bürger:innen diese grundlegenden Texte verstehen können. Mit der Reformation kommt das Hochdeutsche hinzu, sodass neben dem Dänischen für eine Zeit zwei deutsche Sprachen verwendet werden. Hochdeutsch entwickelt sich jedoch schnell zur Prestigesprache der Verwaltung und der Wissenschaft, während das Niederdeutsche eher der Alltagssphäre zugehört und gegen Ende des 17. Jahrhunderts allmählich verschwindet. Eine aufschlussreiche Beobachtung ist, dass es für das Dänische keine der sonst in der Hansezeit so beliebten Sprachlehrbücher mit nützlichen Wendungen vor allem für den Handelskontakt bis ins 17. Jahrhundert gab – eben da (Nieder-)Deutsch keine Fremdsprache, sondern fester Teil des Sprachenrepertoires war (Winge 2021).
Um 1700 sind nicht weniger als ca. 20 % der Bevölkerung in Kopenhagen deutschsprachig (Winge 2021, 226).17 Schätzungsweise 25 % des dänischen Wortschatzes gehen auf deutsche Entlehnungen zurück (Winge 2000, 12). Colliander (2014, 166) zeigt, dass nicht nur ganze Wörter entlehnt werden, sondern dass sich der deutsche Einfluss viel tiefer in der Grammatik geltend macht, wenn sogar häufige Wortbildungsbestandteile wie die Verbpräfixe be-, for- ‘ver-’ und er- sowie die nominalen Suffixe -ning ʻ-ung’, -hed ʻ-heit’, -skab ʻ-schaft’, -er (bei Nomina agentis) und -ig (Adjektive), um nur die wichtigsten zu nennen, übernommen werden.
Die engen Verflechtungen – Altona (heute ein Bezirk von Hamburg) war nach Kopenhagen die größte Stadt im dänischen Gesamtstaat im 18. Jahrhundert – können allerdings nicht verhindern, dass mit dem aufkommenden Nationalismus im ausgehenden 18. und vor allem im 19. Jahrhundert in Verbindung mit seinen sprachpuristischen Bestrebungen Spannungen und ideologische Aversionen gegenüber dem Deutschen entstehen. Dass Jacob Grimm bereits 1819 konstatiert hat, dass das gesamte Jütland, weil „geschichte, natur und lage“ (Grimm 1819, IV) es forderten, Deutschland (Angeln und Sachsen) zugeschlagen werden sollte, war für das Verhältnis der beiden Sprachen sicherlich nicht förderlich. Der dänische Purismus richtet sich dennoch zuallererst gegen französische (sowie lateinische und griechische) Entlehnungen,18 während die deutschen eher als zwar unschön, aber unvermeidlich wahrgenommen werden. Teilweise werden französische Entlehnungen sogar durch nach deutschem Vorbild gebildete Entsprechungen danisiert: beundre ʻbewundern’ für admirere, lidenskab ʻLeidenschaft’ für passion (Karker 1997, 35). Erwähnenswert ist außerdem, dass den puristischen Bemühungen zum Trotz die Entlehnung aus dem Deutschen und Französischen konstant weitergeht.
Einen Bruch stellen die politischen Ereignisse des Jahres 1864 mit dem – aus dänischer Sicht – verlorenen sogenannten Zweiten Schleswigschen Krieg (oder Deutsch-Dänischen Krieg, Dänemark gegen Preußen und Österreich) dar, wonach Deutsch mehr und mehr zur Fremdsprache wird – allerdings zu einer weiterhin ausgesprochen wichtigen Fremdsprache. Die Grenzziehung im Zuge der Volksabstimmung von 1920 nach dem Ersten Weltkrieg schafft die deutsche Minderheit in Nordschleswig, die ab den späten zwanziger und v.a. in den dreißiger Jahren vielfach Sympathien für den Nazismus zeigt (vgl. Seemann 2022). Die Besatzung Dänemarks durch die Deutschen erfolgte am 9. April 1940, die Befreiung durch die alliierten Westmächte am 5. Mai 1945. Die Folgezeit gestaltete sich ausgesprochen schwierig für die Minderheit, was eine nicht unwesentliche Abwanderung zur Folge hat. Zu einer Beruhigung der schwierigen Nachbarschaft kommt es erst 1955 durch die Bonn-Kopenhagener Erklärungen – das Deutsche bleibt jedoch nachhaltig korrumpiert, es ist, auch im dänischen Kontext, „Hitlers größtes kulturelles Opfer“ (Trabant 2008, 207). Dennoch kann Winge (2021, 231) für die moderne dänische Gesellschaft und ihr Verhältnis zum Deutschen und zu den Deutschen resümieren: „Die negative Haltung früherer Generationen gegenüber Deutschland scheint mittlerweile überwunden zu sein, paradoxerweise ist jedoch die Motivation, die Sprache zu erlernen, umgekehrt proportional zum Interesse für Deutschland und insbesondere für Berlin.“ (Übersetzung KG)
7 Schlussbetrachtung
In diesem Beitrag wurde die sprachökologische Situation des Deutschen in Dänemark dargestellt. Dabei zeigt sich, dass das Deutsche im nördlichen Nachbarland, trotz der allgegenwärtigen Dominanz des Englischen, eine wesentliche Rolle in den Bereichen Bildung, Tourismus und Wirtschaft allgemein spielt. Hinzu kommt die deutsche Minderheit direkt nördlich der deutsch-dänischen Grenze. Rätsel gibt, wie es Winge (2021) oben formuliert, die Zurückhaltung bezüglich des Erwerbs des Deutschen unter den Dän:innen auf, denn zum genannten kulturellen Interesse kommt ganz wesentlich die Notwendigkeit und Nützlichkeit von Deutschkenntnissen in vielen dänischen Wirtschaftsbranchen. Kaum ein anderes Land hat so vorteilhafte und vielfältige Voraussetzungen nicht nur durch das Bildungssystem, sondern auch durch andere gesellschaftliche Faktoren für den Erwerb solider Deutschkenntnisse wie Dänemark, und kaum ein anderes Land vermag es so wenig wie Dänemark seine Voraussetzungen zu nutzen. In der Analyse der Ursachen und in der Entwicklung geeigneter Maßnahmen liegt zweifelsohne eine zentrale Herausforderung und eine große Aufgabe für die Zukunft.
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1 Zweifelsohne spielen auch die anderen deutschsprachigen Länder bzw. Regionen eine Rolle für das Deutsche in Dänemark – dies ist allerdings kaum im Bewusstsein der dänischen Gesellschaft verankert, weshalb ich in diesem Beitrag den Fokus auf das sehr dominante Deutschland lege.
2 Sprachökologie wird in diesem Beitrag im Sinne von Haugen (1972) als language ecology verstanden, d.h. „as the study of interactions between any given language and its environment“, wobei gilt: „The true environment of a language is the society that uses is as one of its codes.“ (Haugen 1972, 325) Es geht also nicht um die zweite, nicht minder wichtige Bedeutung (ecolinguistics), die den Beitrag der Linguistik im Diskurs über Umweltprobleme untersucht (vgl. Fill & Penz 2017).
3 Der Beginn mit der zweiten Fremdsprache ist soeben (2024) auf das 6. Schuljahr verschoben worden, bei unveränderter Gesamtstundenzahl; zudem wird die schriftliche Abschlussprüfung in der zweiten Fremdsprache abgeschafft (vgl. Olesen 2024).
4 Das dänische Außenministerium verzeichnet folgende Zahlen (UM, 2024a, b): Zwar haben die USA Deutschland als wichtigsten Exportpartner abgelöst, wobei die Bereiche Pharma und Windenergie die wichtigsten Treiber sind. Beim Import aber liegt ganz klar Deutschland auf dem ersten Platz. Der Handel mit Deutschland umfasst im jüngsten Berichtsjahr 2023 317 Mrd. DKK (149 Mrd. DKK Export plus 167 Mrd. DKK Import) vs. 246 Mrd. DKK (193 Mrd. DKK Export plus 53 Mrd. DKK Import) mit den USA.
5 Die Tabelle ist insofern erklärungsbedürftig, als einer der wirtschaftsdeutschen Studiengänge an der SDU, der Studiengang „Wirtschaft, Sprache und Kultur“ in der Kombination mit Deutsch nicht gesondert in KOT erfasst wird. Die Zahlen werden aus eigenen Daten ergänzt, benennen allerdings tatsächlich begonnene Studien und nicht nur akzeptierte Studienplätze.
6 PASCH-Schulen – für ʻSchulen: Partner der Zukunftʼ – sind Schulen, an denen das Deutsche besonders gefördert wird. Es gibt sie in insgesamt 120 Ländern. PASCH ist eine Initiative des deutschen Auswärtigen Amtes in Kooperation mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, dem Goethe-Institut, dem DAAD und dem Pädagogischen Austauschdienst (vgl. www.pasch-net.de).
7 In Dänemark sind Tausende deutscher Unternehmen in der einen oder anderen Weise tätig; darunter befinden sich über 1.300 Unternehmen in Dänemark in deutschem Besitz. Allein hieraus entsteht ein enormer Bedarf an Deutschkenntnissen (vgl. DST 2024). Die dänisch-deutsche Handelskammer in Kopenhagen (www.handelskammer.dk) ist für die Unternehmen die wichtigste Anlaufstelle.
8 Dänemark ist (seit 2007) administrativ in 5 Regionen eingeteilt, die als Grundlage dieser Statistik dienen, siehe https://www.regioner.dk/media/mb5emdbr/reg-kort-demografi23.svg (zuletzt abgerufen am 23.12.2024)
9 Unter der Bedingung, dass die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner unter 20 lag.
10 Bemerkenswert ist, dass es in die umgekehrte Richtung, von Dänemark nach Deutschland, dem Regionalbüro zufolge nur 597 Grenzpendler:innen gibt.
11 Es gibt auch eine deutsche katholische Kirchengemeinde und eine reformierte Gemeinde.
12 Eine vollständige Übersicht findet sich in BDN (2024a, 4–6).
13 Tatsächlich wurde die Befragung mit den Minderheiten nördlich und südlich der deutsch-dänischen Grenze durchgeführt; hier interessieren nur die nördlich der Grenze ermittelten Ergebnisse.
14 Auf die Beobachtungen zum Nordschleswigdeutschen hat mich Nils Langer, Europa-Universität Flensburg, aufmerksam gemacht, wofür ich ihm zu Dank verpflichtet bin.
15 Der Terminus Nordschleswigdeutsch ist weitgehend unüblich in der Varietätenlinguistik des Deutschen. Zu den Autor:innen, die ihn verwenden, gehört z.B. Fredsted (2009).
16 Ausführlich zum jugendlichen Sprachgebrauch vgl. Westergaard (2008).
17 Detailliert über deutsche Immigrant:innen in den Jahren 1800 bis 1870 vgl. Snell 1999.
18 Vgl. den Sprachpuristen Hannibal Selmer (1861, 194f.): „Außer den im eigentlicheren Sinn fremden Wörtern – französische, lateinische, griechische usw. – gibt es natürlich eine große Menge anderer, die wir vom Deutschen übernommen oder uns haben aufschwatzen lassen, und die wohl kaum im selben Sinn wie jene fremd genannt werden können, eben weil es eine so große Ähnlichkeit und Übereinstimmung zwischen Dänisch und Deutsch gibt, die aber eher als Sprachfehler oder Deutschartigkeiten betrachtet werden können, die sich meist gerade wegen dieser Ähnlichkeit und der engen Verwandtschaft zwischen beiden Sprachen eingeschlichen haben, und anschließend weniger leicht ins Auge fallen oder das Ohr Anstoß nehmen lassen, in derselben Weise wie sich die Sprache insgesamt so viele wenig glückliche oder erquickliche Spuren des früheren Einwirkens der deutschen Sprache hat aufdrücken lassen, die sich nun schlicht nicht auslöschen lassen.“ (Übersetzung KG; Hervorhebung im Original)